WAK – Rückbau Mehrzweckforschungsreaktor

Großlochbohrung über Kopf

Für den Rückbau eines Mehrzweckforschungsreaktors (MZFR) auf dem Gelände des Forschungszentrums Karlsruhe wurden für die Vorbereitung des Abbaus des biologischen Schildes Kernbohrarbeiten ausgeführt.
Der Druckwasserreaktor wurde 1961 bis 1965 gebaut und nach 19 Betriebsjahren 1984 stillgelegt.
Das Stilllegungskonzept sieht einen stufenweisen kompletten Rückbau der Anlage vor. Für den Abbau des biologischen Schildes mussten seitlich in die Reaktorwände Kernbohrungen mit einem Durchmesser von 500mm über Messsonden gebohrt werden um diese aus zu bauen. Das biologische Schild besteht aus Barytbeton mit einer Wandstärke von 2,00 Meter und ist mit einem Stahlliner d = 20mm ausgekleidet. Die Messsonden hatten einen Durchmesser von 412mm, welches eine exakte Ausrichtung der Bohranlage erforderte. Mit einer speziell angefertigten Zielvorrichtung wurden die Bohrsäule und der Bohrmotor an der runden Außenwand eingerichtet. Der Ausbau der 1,5 Tonnen schweren Bohrkerne erfolgte mit portablen Traversen und Kettenzügen. Der kontaminierte Beton wurde anschließend von den Stahleinbauteilen getrennt und in Behälter verpackt.
Nachdem alle 12 Sonden ausgebaut waren musste eine zusätzliche Kernbohrung in den Reaktorboden gebohrt werden.
Die Bohrung wird als Abwurfschacht für den Rückbau des innenliegenden kontaminierten Betons benötigt. Die Kernbohrung mit einem Durchmesser von 600mm musste von unten über Kopf in den 2,10 Meter starken Reaktorboden gebohrt werden.
Zum Einsatz kam eine speziell für diese Projekt gebaute Großlochbohranlage. Diese wurde mit zwei Partnerfirmen, die Firma Tyrolit Maisach und die Firma Schneider Kraichtal nach Plänen der DBS Durmersheim gebaut. Die Besonderheit war eine 3,00 Meter lange Doppelsäulenbohranlage zu bauen welche hydraulisch ferngesteuert bedient werden konnte, da der innere Bereich radioaktiv kontaminiert ist.
Ein extra für diese Anforderungen geplantes Spülsystem ermöglichte die Wasserführung von unten über den Bohrkern und die Kreislaufspülung zur Vermeidung von Verschmutzung und Verunreinigung großer Wassermengen.
Der 2,2 Tonnen schwere Bohrkern wurde durch eine zentrische Bohrung DN 62mm mit einer Haltevorrichtung gesichert und ausgebaut.
Auch bei der Überkopfbohrung musste der 20mm starke Stahlliner durchgebohrt werden, welches auch an die von Tyrolit gelieferten Bohrsegmente große Anforderungen stellte. Zusätzlich waren acht Lagen Bewehrungsstähle 28mm mit einem Abstand von 5cm durch zu bohren.
Die Arbeiten wurden innerhalb 10 Arbeitstagen mit Montage der Bohranlage, Bohrtestlauf auf dem Betriebshof der DBS sowie Ein- und Ausschleusen aller Geräte und Werkzeuge im Reaktorgebäude zur vollsten Zufriedenheit des Auftraggebers abgewickelt.
Durch die über 20 Jahre lange Erfahrung der Mitarbeiter der DBS Durmersheim auf dem Gebiet des Betonbohrens und –sägen konnte diese nicht alltägliche Herausforderung gelöst werden.

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